Anfangs Mai hat Corinne Ihre Anfrage für die Aufwertung der Bruggerstrasse eingereicht. Die Anfrage wurde überwiesen und der Stadtrat hat sich dazu geäussert. Lesen Sie folgend das Votum von Corinne Schmidlin zu den Antworten des Stadtrates.
Vor rund 20 Jahren hat sich das Gesicht der Bruggerstrasse verändert. In Zusammenhang mit den Entwicklungen in Baden Nord wurde sie neukonzipiert, neu organisiert, neu gebaut. Schon damals wurden Stimmen laut, die
- die eine Mittelinsel zur besseren Querung forderten
- die sich für mehr grün stark machten
- die redimensionierte Verkehrsspuren und sicherere Veloverbindungen anregten.
Ohne Erfolg – die Chance für eine innerstädtische Strasse mit guter Aufenthaltsqualität wurde verpasst. Resultiert ist eine überdimensionierte, graue, trennende, laute Verkehrsschneise mitten in der Stadt.
Die Bruggerstrasse hat sich seither kaum geändert. Es ist «angerichtet» und die Stadt kann die Strasse nur noch in Zusammenarbeit mit dem Kanton reparieren und weiter entwickeln.
Entwickeln zu einem Strassenraum der den heutigen Forderungen nach einer nachhaltigen Verkehrspolitik, einer gehaltvollen städtebaulichen Gestaltung und der Anpassungen an den Klimawandel gerecht wird.
Aber nicht nur die Hoheit des Kantons kompliziert die Lage, auch REK, KGV, ERP Baden Nord und die Oase, als viel gepriesenes Heilmittel, machen das Ganze nicht einfacher. Diese verzwickte Situation ist mir selbstverständlich bewusst.
In der Antwort auf meine diversen Fragen zur Bruggerstrasse betont der Stadtrat, dass auch ihm grundsätzlich eine bessere Gestaltung inkl. Verbesserungen für den Velo-und Fussverkehr ein grosses Anliegen ist.
Dieses Bekenntnis freut mich selbstverständlich und ich danke dem Stadtrat und den beteiligten Mitarbeitenden der Verwaltung für die seriöse Beantwortung meiner Fragen.
Allerdings werde ich insgesamt den Eindruck nicht los, der Stadtrat zögere, sei (zu) vorsichtig, bleibe unverbindlich. Ich hätte mir eine konkretere, klarere Willensäusserung des Stadtrats für eine Verbesserung der Situation gewünscht.
In den Antworten zu den einzelnen Fragen zeigt der Stadtrat immerhin mögliche Lösungswege auf. Bei dieser Auslegeordnung, fehlen mir aber konkrete Angaben. Wann möchte der Stadtrat was anpacken?
Mindestens bei der Antwort 1) (Aufwertung angrenzendes Siedlungsgebiet gemäss Vorgaben kantonale Richtplan) und 2f) (Verbesserung Velospuren) zeigt der Stadtrat Möglichkeiten auf. Er stellt dort ein neues kantonales Instrument eine «Vorstudie Siedlungsraum und Strasse» und ein darauf aufbauendes «Betriebs- und Gestaltungskonzept (BGK)“ in Aussicht. Wann dürfen wir mit ersten Ergebnissen rechnen?
Oder steht die Anwendung von diesem neuen Instrument, so wie in den Antworten 2a (bessere städtebauliche Einbindung) und 2g (Verbesserung Aufenthaltsqualität) herauszulesen ist, erst in den Sternen und wird irgendwann vielleicht als mögliche Anregung mit dem Kanton diskutiert? Was gilt jetzt?
Besonders gefreut hat mich, dass die Stadt in Bezug auf eine mögliche Einführung von Tempo 30 und, einmal mehr, bezüglich einer besseren Querung für den Fussverkehr beim Kanton vorstellig werden möchte. Selbstverständlich hoffen wir auch hier, dass diese Kontaktaufnahme möglichst bald erfolgt. Vor allem beim Tempo 30 braucht es einen langen Atem und vermutlich mehrere Anläufe. Aber ich denke, der Zeitgeist arbeitet mit uns. Sowohl die Forderungen nach, wie die Bereitschaft zu Tempo 30 auch auf Hauptstrassen wachsen. Auch andere Aargauer Gemeinden sind an diesem Thema.
Positiv nehme ich auch zur Kenntnis, dass die grosszügige, versiegelte Trafo-Vorfahrt überdenkt werden soll.
Bei der Idee einer Redimensionierung (und Neuorganisation) der Verkehrsspuren antwortet der Stadtrat, dass dies ohne der Verkehrsverlagerung infolge des Projekts OASE ich zitiere «praktisch unmöglich» sei. «praktisch unmöglich» ist aber nicht «ganz unmöglich ist». So lese ich das jedenfalls und habe doch noch die Hoffnung, dass der Verkehr auch ohne OASE anders organisiert und die Verkehrsspuren redimensioniert werden könnten. Ich würde mir hier wünschen, dass sich der Stadtrat diesem «praktisch unmöglich» annimmt. Er kann den Strohhalm ergreifen und sich zum Beispiel in Zusammenarbeit mit einer Fachhochschule mit neuen Ideen generieren und diese anschliessend mit dem Kanton diskutieren. Um «out of the box» zu denken, braucht es keine Zustimmung des Kantons.
Ja und schliesslich kann ich es natürlich nicht lassen, ein paar Worte zum «Allerweltsheilmittel» OASE zu verlieren. Falls dieses Projekt tatsächlich noch zum Fliegen kommt, wird der Realisierungszeitpunkt vermutlich Jahrzehnte über 2040 liegen. Die Probleme, die mit der Bruggerstrasse für eine lebenswerte Stadtentwicklung und im Zuge des Klimawandels angegangen werden müssen, liegen aber heute auf dem Tisch. Es gilt jetzt Lösungen zu suchen. Sich hinter einem Projekt zu verstecken, das allenfalls gar nie umgesetzt wird, bringt uns nicht weiter. Ich möchte den Stadtrat ermutigen im Gespräch mit dem Kanton immer wieder darauf hinzuweisen, dass auch mit einem Szenario «ohne OASE» ernsthaft gerechnet werden muss.
In diesem Sinn hoffe ich, dass es auch meine Generation, die die Bruggerstrasse «verbockt» hat noch erlebt, dass sich etwas tut. Dazu braucht es Taten unabhängig von der OASE. Und… wenn sich dann tatsächlich was bewegt hat, werde ich Benedikt Loderer, den bekannten Stadtwanderer, der sich despektierlich über unsere Verkehrsschneise geäussert hat am Boulevard zu einem Bier einladen.
Link zur Anfrage von Corinne Schmidlin
Link zur Antwort des Stadtrates
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.